Gott ist Barmherzig

Die Eigenschaften Gottes sind: die Gerechtigkeit, die Liebe, die Barmherzigkeit und das Gute. Gott ist die Gerechtigkeit selbst, die Liebe selbst, die Barmherzigkeit selbst und das Gute selbst; und wo diese sind, da ist nichts von Rache, also keine rächende Gerechtigkeit.

Hierzu ein Beispiel:

In der Bibel werden in vielen Stellen Gott bestimmte Eigenschaften zugeschrieben, wie z. B. Zorn, Entbrennen, Rache, das Er straft, in die Hölle wirft, versuche, und anderes mehr.

Wer dies einfältig glaubt und deswegen Gott fürchtet, und sich deshalb vor der Sünde gegen Ihn hütet, der wird wegen dieses einfältigen Glaubens keinen Schaden an seinem Gemüt erfahren.

Wer sich aber soweit darin bestärkt, dass er glaubt, Zorn, Entbrennen und Rache finden bei Gott statt, und meint, dass Gott aus Zorn, Entbrennen und Rache den Menschen straft und in die Hölle wirft, der wird einen Schaden an seinem Gemüt erleiden, weil er das echte Wahre zerstört, welches ist, dass Gott die Liebe selbst, die Barmherzigkeit selbst und das Gute selbst ist. Von daher kann Gott gar nicht zürnen, entbrennen, sich rächen kann. Dass dies dem Herrn unterstellt wird, gründet sich darauf, dass es äußerlich so scheint. In der Bibel finden sich Textstellen, wo ausgesagt wird, dass es Jehova reute, den Menschen auf Erden gemacht zu haben. Mit diesen Worten wird die göttliche Barmherzigkeit bezeichnet. Dies erklärt sich daraus, dass es den Jehova niemals reut, weil Er alles und jegliches von Ewigkeit vorhersieht; und als Er den Menschen machte, d. h. neu schuf und vollkommen machte, sodass er himmlisch wurde, sah Er auch voraus, dass er im Fortgang der Zeit so werden würde, und weil Er voraussah, dass er so werden würde, so konnte es Ihn nicht reuen.

Im 1.Samuel.15/29 wird dies deutlich ausgesprochen, denn es heiß dort:
"Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht. Denn nicht ein Mensch ist er, dass ihn etwas gereuen könnte." und bei 4.Mose 23/19:
"Nicht ein Mensch ist Gott, dass er lüge, noch der Sohn eines Menschen, dass er bereue. Sollte er gesprochen haben und es nicht tun und geredet haben und es nicht halten?"

Gereuen bedeutet, sich erbarmen; die Barmherzigkeit Jehovas oder des Herrn schließt alles und jegliches in sich, was vom Herrn am Menschengeschlecht getan wird, das von solcher Art ist, dass Er Sich desselben erbarmt, und zwar eines jeden je nach seinem Zustand. So erbarmt Er Sich des Zustandes dessen, gegen den Er Strafe zulässt und erbarmt Sich dessen, dem Er Gutes zu genießen gibt.

Es ist pure Barmherzigkeit, wenn Gott, vom Menschen selbst verursachte, Strafen zulässt, weil Er alles Übel der Strafe zum Guten lenkt. Es ist auch pure Barmherzigkeit, wenn Gott Gutes zum Genießen zulässt, weil keiner etwas Gutes verdient.

Was die Barmherzigkeit des Herrn ist, kann niemand wissen, weil sie allen Verstand des Menschen unendlich übersteigt. Was aber die Barmherzigkeit des Menschen ist, weiß der Mensch, und dies ist bereuen und schmerzen. Wenn der Mensch seine Vorstellung von der Barmherzigkeit nicht aus einer andern Regung, deren Beschaffenheit er kennt, bekommt, dann kann er darüber nicht nachdenken und somit auch nicht darüber belehrt werden.

Dies ist der Grund, warum menschliche Eigenschaften so oft auf die Attribute Jehovas oder des Herrn angewandt werden. So steht z. B. geschrieben, dass Jehova oder der Herr strafe, in Versuchung führe, verderbe, zürne, während Er doch nie jemand straft, nie jemand in Versuchung führt, nie jemand verdirbt und nie zürnt. Wenn daher solches dennoch dem Herrn zugeschrieben wird, so folgt, dass Ihm auch Reue und Schmerz zugeschrieben werden, denn die Zuschreibung des einen folgt aus der Zuschreibung des andern, wie es klar aus folgenden Stellen in der Bibel hervorgeht:

Hesekiel 5/13: "Vollendet soll werden mein Zorn, und ich will zur Ruhe kommen lassen meinen Grimm, und es wird mich gereuen".
Weil Ihm hier Zorn und Grimm zugeschrieben werden, so wird Ihm auch Reue zugeschrieben.

Sacharja 8/14,15: "Gleichwie ich gedacht habe Böses zu tun, da Zorn erregt hatten eure Väter, sprach Jehova Zebaoth, und mich nicht gereute: also umgekehrt, werde ich denken, in diesen Tagen Gutes zu tun Jerusalem und dem Hause Judas".
Hier wird gesagt, dass Jehova gedacht habe Böses zu tun, während Er doch nie daran denkt, jemand etwas Böses zu tun, sondern Gutes allen und jeglichen.

Bei Mose, da er die Angesichte Jehovas anflehte, 2.Mose 32/12,14: "Kehre Dich vom Grimm Deines Zorns, und lass Dich gereuen des Bösen Deines Volkes; und es ließ Jehova Sich gereuen des Bösen, das Er geredet hatte zu tun Seinem Volke".
Auch hier wird dem Jehova Grimm des Zorns, und infolgedessen Reue zugeschrieben.

Der König von Ninive, Jona 3/9: "Wer weiß, Gott mag umkehren und Sich gereuen lassen, dass Er Sich wende von der Glut Seines Zorns, und wir nicht verderben."
Hier wird Gott ebenfalls Reue zugeschrieben, weil Zorn.

Joel 2/13: "Bekehret euch zu Jehova, eurem Gott, weil Er gnädig und barmherzig ist, langmütig, und von viel Barmherzigkeit und gereuend des Bösen."
Hier wird ebenfalls offenbar, dass das Reuen Barmherzigkeit bedeutet.

Die meisten Menschen der Kirche meinen, dass niemand von denen, die außerhalb der Kirche sind und Heiden genannt werden, selig werden kann. Dies geschieht deshalb, weil sie keine Glaubenserkenntnisse haben, und gar nichts vom Herrn wissen, indem sie sagen, ohne Glauben und ohne Erkenntnis des Herrn sei kein Heil. Von daher verdammen sie alle, die außerhalb der Kirche sind. Es gibt sogar viele ihnen, die in einer Lehre, ja die in einer Ketzerei sind und meinen, dass keiner von denen, die außerhalb ihrer Kirche sind, oder die nicht so denken wie sie, selig werden kann. Während sich doch die Sache ganz anders verhält.

Der Herr hat Barmherzigkeit gegen das ganze Menschengeschlecht und will alle, die im Weltall sind, selig machen und zu Sich ziehen. Die Barmherzigkeit des Herrn ist unendlich und lässt sich nicht beschränken auf die wenigen, die innerhalb der Kirche sind, sondern erstreckt sich auf alle auf dem ganzen Erdkreis. Dass sie außerhalb der Kirche geboren sind, und so in der Unwissenheit des Glaubens sind, ist nicht ihre Schuld. Dadurch, dass sie nichts von Gott wissen und von daher keinen Glauben an den Herrn haben, wird kein Mensch verdammt.

Welcher gut denkende Mensch wird je sagen, der größte Teil des Menschengeschlechts werde des ewigen Todes sterben, weil sie nicht innerhalb Europas geboren sind. Und welcher Gutdenkende wird sagen, der Herr lasse eine so große Menge Menschen geboren werden, damit sie des ewigen Todes sterbe? Dies wäre gegen das Göttliche und gegen die Barmherzigkeit; und außerdem führen die Menschen, welche außerhalb der Kirche sind und Heiden genannt werden, häufig ein viel gesitteteres Leben, als die innerhalb der Kirche, und nehmen viel leichter die Lehre des wahren Glaubens an.

Solange die "Heiden" in der Welt leben, ist bei ihnen der Herr gegenwärtig in der Liebtätigkeit und Unschuld, denn es gibt keine Liebtätigkeit und Unschuld außer vom Herrn. Der Herr schenkt ihnen auch ein Gewissen fürs Rechte und Gute, je nach ihrer Religion, und diesem Gewissen flößt Er Unschuld und Liebtätigkeit ein, und ist Unschuld und Liebtätigkeit im Gewissen, dann lassen sie sich leicht vom Wahren des Glaubens aus dem Guten heraus erfüllen.

Der Herr selbst hat dies bei Luk.13/23,28-30 gesagt: "Es sprach jemand zu Jesus: Herr, sind es wohl wenige, die selig werden? Er aber sprach zu ihnen: Ihr werdet sehen Abraham, Isaak und Jakob, und alle Propheten im Reiche Gottes, euch aber hinausgestoßen; dagegen werden kommen von den Aufgängen und Niedergängen, und von Mitternacht und von Mittag, die sich zu Tische lagern im Reiche Gottes; und siehe, es sind Letzte, welche die Ersten sein werden, und es sind Erste, welche die Letzten sein werden"
Unter Abraham, Isaak und Jakob werden verstanden alle, die in der Liebe sind.


Zum Schluss noch ein paar Zitate aus dem Alten Testament:

"Bekehret euch zu Jehova, eurem Gott, weil gnädig und barmherzig Er ist, langmütig, und von viel Barmherzigkeit und gereuend des Bösen." [Joel 2/13]

"Er stiftete ein Gedächtnis Seiner Wunder; gnädig und barmherzig ist Jehova; Speise gab Er denen, die Ihn fürchten, ewig gedachte Er Seines Bundes". [Ps.111/4,5]

"Gott ist gnädig und barmherzig und groß von Güte, und es gereuet Ihn des Bösen." [Jona 4/2]

"Befestigt ist durch die Barmherzigkeit der Thron, und sitzt auf ihm in Wahrheit, im Zelte David, der da richtet und das Recht sucht, und die Gerechtigkeit beschleunigt." [ Jes.16/5]

"Meine Barmherzigkeit wird nicht von Dir weichen und der Bund meines Friedens wird nicht schwanken." [Jes.54/10]

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